Sinnkrise – Immer ein neuer Startpunkt
Sinn verloren oder übersehen?
Vor ein paar Jahren saß ich heulend zu Hause. Heulend im Auto, heulend am Telefon, heulend vor Menschen. Warum? Weil ich spürte, dass da etwas in mir aufbrechen wollte – aber ich konnte es nicht greifen. Ich konnte es mir selbst nicht erklären und gleichzeitig das Gefühl von Sinnfrei.
Das Kuriose war: Die Menschen hörten mir zu und zeigten Mitgefühl. Aber was ich als Reaktion bekam, war meist: „Ach, das geht uns allen mal so. Das geht vorbei.“ Gesagt von Menschen, die – zumindest von außen betrachtet – alles hatten oder auf einem guten Weg waren.
Oberflächlich gesehen war ich „zufrieden“ – ein Job, Freizeitaktivitäten, soziale Kontakte. Aber ich war irgendwie lost. Gedankenverloren und gefühlstechnisch überfordert. Die Gespräche, die ich führte, gaben mir immer mehr das Gefühl: Ich bin nicht ganz richtig. Und ich sollte doch zufrieden sein, oder?
Ich begann dann meinen Weg zu suchen – einen Weg, der noch nicht geschrieben und erst recht nicht auf Karten eingezeichnet war. In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen und was dabei geholfen hat.
Hinweis: Ich spreche über meine persönlichen Erfahrungen. Wenn du merkst, dass du professionelle Hilfe bei einer Krise benötigst, dann scheue dich nicht, Experten aufzusuchen.
Vergebliche Suche?
Ich machte mich Stück für Stück auf die Suche. Ich dachte: Ich brauche jemanden, der mir hilft. Der mich mal ordentlich durcheinanderbringt – damit sich etwas neu sortieren kann. Ich fand einen Coach in meiner Nähe, schrieb ihr, schilderte meine Lage und bat darum, dass mal jemand von außen draufschaut. Ich bekam nie eine Antwort.
Also fing ich an zu lesen – Bücher zur Persönlichkeitsentwicklung, mit Fragen, Tools, Ist-Analysen. Dann kamen Podcasts dazu, unter anderem von Laura Seiler, die ich meist morgens zum Kaffee hörte. Ich begann ein Dankbarkeitstagebuch zu führen – und erkannte etwas sehr Spannendes: Meine Gedanken, die ich so zu Papier brachte, waren irgendwie immer dieselben. Zum damaligen Zeitpunkt schrieb ich echt wenig. Aber das änderte sich mit der Zeit. Mittlerweile empfehle ich vielen Menschen, einen Ausdruck beim Schreiben zu finden. Egal was da auf dem Papier landet – es kann wirklich hilfreich sein seine Gedanken und Gefühle sichtbarer zu machen.
Ich änderte Dinge: Statt dem TV oder Handy waren andere Medien wichtiger. Mein Kopf brannte manchmal, aber das war es wert. Denn mit jedem Vortrag, jedem Podcast, jedem Buch sortierten sich Dinge neu und Prioritäten änderten sich.
Ein Blick zurück sagt mir heute: Der Weg hat sich gelohnt, jeden Tag dran zu bleiben! Und die Suche ist weniger um irgendwo anzukommen, sondern um sich immer mehr kennenzulernen, zu lernen und auch mal über den Tellerrand zu schauen.
Was ich über Sinnkrisen gelernt habe
Sinnkrisen können jeden treffen. Die tiefsten Formen entstehen durch Krankheit oder Trauer – Dinge, die Menschen komplett aus der Bahn werfen. Danach ist meist nichts mehr, wie es war.
Mir geht es in diesem Beitrag um eine andere Art der Sinnkrise. Ich nenne sie gerne „Sinnumsortierung“. Sie trifft dich, wenn du eigentlich alles geschafft hast, was wichtig schien – aber trotzdem suchst, weil in dir etwas anklopft und um Aufmerksamkeit ringt. Und Ablenkungen nicht mehr funktionieren um wegzuhören. Erfüllungen durch materielles, schöne Urlaube uvm. lassen einen kurzfristig erfüllt fühlen aber langfristig bleibt weiterhin die Frage: “ Wars das jetzt?“
Es ist eine Art Sinnlosigkeit weil vielleicht auch Gefühle hochkommen das da noch mehr gehen darf als vielleicht das 0 8 15 Programm? Auch einhergehend mit einem Selbstwert der stark an den Wunsch gebraucht zu werden hängt und gleichzeitig man etwas erschaffen will. Aber dann auch so Fragezeichen die einfach in einem herumschwirren. Die es nicht einfacher machen und eher das Gefühl von „Ich weiss nicht was ich will.“ fördern.
Grundsätzlich stellt man plötzlich alles in Frage und das war echt unangenehm für mich aber auch so wichtig. Denn da beginnt sich etwas neu zu sortieren, fast schon auf links zu drehen wie man so schön sagt. Und ich habe erkannt das es in Ordnung ist Dinge auch in Frage stellen zu dürfen in diesem Kontext.
Es kann aber auch Türen öffnen – in die Vergangenheit die man traut sich dann zu öffnen bzw. die dann automatisch aufgehen um Groll loszulassen, Vergebung zu üben und zu erkennen wie man sich auch an Geschichten klammert weil man diese kennt und noch Angst hat neue Geschichten zu schreiben und selbst zu erleben.
Man kann sich selbst unterstützen
Es ist immer wichtig sich mit sich selbst auseinander zusetzen bzw. sich auch besser kennenzulernen. Wir Menschen sind immer lernfähig und vorallem in Situationen wo es sehr zäh ist und nicht angenehm dürfen wir uns auch ein paar Tools bedienen. Ich habe in den nächsten Punkte mal ein paar zusammengetragen die ich selbst nutze.
1. Gefühle zulassen, den Kopf ausschalten.
Schreib dir alles von der Seele, vom Herzen und aus den Kopf.
Was fühlst du? Was steckt hinter der Angst, der Wut, dem Frust?
Was wollen dir diese Gefühle sagen?
2. Mach eine Ist-Analyse.
Ich habe dazu auch einen eigenen Blogbeitrag – schau gerne rein.
Meist ist es nicht alles „scheiße“. Vielleicht sind in manchen Bereichen schon 50 % gut – das zu erkennen beruhigt enorm.
3. Finde etwas, das dir Spaß macht.
Ein Verein, ein neues Hobby, ein alter Traum den du fast vergessen hattest.
Bei mir war es der Einstieg ins Coaching und die spirituelle bzw. energetsiche Arbeit. Dadurch habe ich mich wieder mehr mit mir selbst verbunden und auch verstanden.
4. Etabliere Routinen
Routinen haben wir alle bereits, es geht dann auch darum mal zu schauen ob diese ggf. auch angepasst werden dürfen. Etwas daran verändert.
5. Geh raus. In die Natur. In Bewegung.
6. Pflege echte Kontakte.
Menschen, mit denen du offen sprechen kannst. Wo alles erlaubt ist auszusprechen und die dich dafür weniger verurteilen.
7. Akzeptiere, dass du es jetzt nicht ändern kannst.
Wir wollen immer Lösungen. Aber vielleicht ist jetzt keine da. Und das ist okay.
Geh in die Akzeptanz, dass es ist, wie es gerade ist.
Ich frage mich das auch wenn ich merke das ich gerade nach eine Lösung krampfhaft suchen will aber mich eher dadurch blockiere.
Ich habe auch eine Meditation dazu aufgenommen: „Akzeptanz in der Nichtakzeptanz“. Die dabei unterstützen kann wenn man mal feststeckt.
8. Nimm Verantwortung zurück zu dir.
Wenn du merkst das du beginnst nach Schuldigen im aussen zu suchen dann mache dir bewusst – kannste machen aber das bringt dich gerade auch nicht weiter. Geh in die Selbstverantwortung und frage dich was du jetzt machen kannst anstatt festzustecken und Fingerpointung zu betreiben.
9. Setze dir Ziele
Gross oder kleine Ziele mit Datum bis wann du es erreicht haben möchtest, kann wirklich helfen in Bewegung zu kommen. Sich auch mit sich auseinanderzusetzen.
Man gewinnt immer Erkenntnisse
Egal wann man anfängt, wie man anfängt – wenn es dazu kommt sich ehrlich mit sich selber zu beschäftigen dann kommen neue Erkenntnisse und gleichzeitig Veränderungen. Fast schon im stillen und unmerklich, aber wenn man anfängt aufzuschreiben und in seinen Gedanken mal andere Fragen wandern zu lassen anstatt sich nur berieseln zu lassen dann wird es echt spannend.
Wenn ich heute so zurückblicke, dann finden sich bereits ein paar Erkenntnisse aber die sich immer wieder ergänzen mit neuen die regelmässig entstehen.
Meine sind unteranderem:
- Ich muss nicht so funktionieren, wie andere es von mir erwarten.
- Ich muss mich nicht erklären.
- Es gibt immer wieder Menschen, die mich verstehen werden.
- Es wird sich fügen – sobald es in mir ruhiger wird.
- Materielles erfüllt nicht dauerhaft.
- Ein klares Nein ist kraftvoller als ein falsch gemeintes Ja.
- Ich muss mir nicht mehr alles gefallen lassen.
- Veraltete Denkmuster? Kann man ändern.
- Fragen sind manchmal wichtiger als die Antworten.
- Alles ist ein Prozess – und ich darf ihm vertrauen.
- Weniger Verurteilung für das was ich denke, sondern bewusst und neugierig beobachten.
Du und dein Weg
Wir haben alle Lebenslagen, wo es irgendwie ein wenig schief ist oder wackelt. Aber genau das sind Momente und Zeiten, in denen wir uns auf uns besinnen können. Andere können einen dabei unterstützen – aber nicht, wenn es abgetan wird und das Gefühl entsteht, falsch zu sein.
Es ist nichts falsch, weil es andere nicht verstehen oder nicht kennen. Es sind die eigenen Gedanken, es sind die eigenen Gefühle. Dafür muss man sich nicht verstecken oder schämen, auch wenn es oft so ist, dass man dafür kritisiert wird. Aber es wird immer Menschen geben, die einen verstehen oder zumindest es versuchen.
Viele Menschen sind auf der Suche nach einem Sinn, nach etwas Erfüllendem in ihrem Leben – und ich glaube, es werden immer mehr. Ich begrüße diese Entwicklung, denn die Menschen machen sich dann auch wieder mehr auf zu sich selbst. Überflüssiges wird dann ersetzt durch etwas Nützliches, was einen weiterbringt und weniger nur zu noch mehr führt.
Ich bin auch fest davon überzeugt, wenn wir uns mit uns beschäftigen können wir diese verrückte Zeit der Welt besser unterstützen und etwas bewirken.
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Liebe Grüsse,
Nicole
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