Vom Funktionieren ins bewusste Leben: ein Weg zu mehr innerer Klarheit
Wählst du nur das Funktionieren und Reagieren?
Ich frage mich manchmal, ob wir in einem nebligen Funktionsmodus hängen geblieben sind. Wir sind beschäftigt, gleichzeitig mit dem Instinkt, nicht zu viel Energie zu verschwenden – und greifen dann lieber auf alte, destruktive Muster zurück. Selbstreflexion gehört bisher eher selten dazu, oder? Zumindest nehme ich das so wahr.
Aber was wäre, wenn wir Menschen neben den Modi Funktionieren und Ruhe einen weiteren einführen – den Bewusstseinsmodus? Das Gute daran: Bewusstsein lässt sich mit beiden kombinieren bzw. ist bereits ein Teil davon. Allerdings dürfen wir uns unser Bewusstsein vielleicht wieder mehr bewusst machen.
Bewusstsein startet da, wo Unbewusstes sichtbar wird. Und ja, das kann unangenehm sein. Manchmal ist es noch keine Erkenntnis, sondern nur ein Beobachten – aber genau das kann der Einstieg in dein inneres Klima sein und in die Frage: „Wo nehme ich das nur Funktionieren so hin?“.
Was bedeutet es, nur zu funktionieren?
Funktionieren ist eine großartige Fähigkeit, die wir an vielen Stellen im Leben brauchen. Dinge tun, ohne groß darüber nachzudenken, spart Energie. Manche Handlungen können wir sogar virtuos, einfach weil wir sie oft geübt haben.
Doch dieser Modus hat auch Schattenseiten. Funktionieren kann destruktiv werden, wenn wir von Gefühlen gesteuert werden, die uns langfristig nicht guttun – zum Beispiel Angst. Sie kann von außen kommen, oft erzeugen wir sie aber auch selbst. Und ja, auch Angst hat ihre Funktion. Aber wenn sie zur Dauerschleife wird und wir sie unbewusst mit uns tragen, lähmt sie uns und überhitzen fast schon innerlich.
Ein Beispiel aus meiner beruflichen Entwicklung:
In meinem ersten Job nach der Ausbildung wurde ständig subtil Angst geschürt. Arbeitsverträge waren befristet, Fehler wurden öffentlich gemacht – zwar anonym aber trotzdem blossgestellt. Der Druck war enorm. Ich weiß noch, wie ich nachts schweißgebadet aufstand, mich anzog, weil ich dachte: „Ich muss zur Arbeit!“
Mein Funktionsmodus lief auf Hochtouren – aber gleichzeitig ging es mir immer schlechter. Mein inneres Klima war völlig außer Kontrolle: Gedanken nur noch bei der Arbeit, Gefühle voller Angst, Wut, Neid und Frust. Dazu die ständige Geräuschkulisse im Großraumbüro, elektronische Einflüsse, emotionale Unterdrückung und Leistungsdruck. Chaos pur – und ich verstand damals nicht, wie sehr mich das innerlich zerstörte. Aber auch gleichzeitig in ein Muster trieb weil ich dachte das muss so sein.
Warum funktioniert das nicht auf Dauer?
Wenn ich zurückblicke, war das alles anstrengend und stressig – nicht nur für mich, sondern für viele. Es schien „normal“, einfach nur zu machen und zu funktionieren. Schließlich ist dieser Modus eng mit unserem Überlebensinstinkt verknüpft.
Doch das Dauerrauschen des Funktionierens hat seinen Preis. Ich habe gesehen, wie Menschen daran zerbrachen: ständig krank, ständig überfordert. Und trotzdem hieß es: „Es muss ja weitergehen.“ Aber wir sind keine Maschinen. Wir sind Menschen – und unser Körper gibt uns klare Signale, wenn es zu viel wird.
Wir dürfen müde sein, angespannt, gestresst. Aber statt innezuhalten, suchen wir oft nur nach schnellen Lösungen. Schnell regenerieren, schnell ablenken, schnell weitermachen. Doch so landen wir immer wieder im selben Muster: vom Funktionsmodus direkt in den Ruhemodus – ohne echtes Bewusstsein.
Viele versuchen das dann im Jahresurlaub. Doch sobald sie zurück im Alltag sind, geht das Hamsterrad weiter. Das ist so, als würde dein inneres Klima ein ganzes Jahr lang Wirbelstürme und Regenschauer im Zaum halten – und gleichzeitig künstlich Sonnenlicht erzeugen, weil die Wolkendecke bzw. Nebelschicht einfach zu dicht ist.
Der Wendepunkt: Ehrliche Selbstreflexion
Ein großer Wendepunkt kommt selten von allein. Es sind viele kleine und große Ereignisse – bewusste und unbewusste –, die uns dorthin führen. Bei mir war es der Moment, als eine Führungskraft, die mich nie persönlich kennengelernt hatte, vor anderen sagte, ich würde nicht arbeiten. Da war ich schon über zehn Jahre in diesem Unternehmen, während die Person erst seit sechs Monaten dort war.
Ich sagte damals zu meiner Vorgesetzten: „Ich lasse mir viel nachsagen – aber dass ich nicht arbeiten würde, das nicht.“
Rückblickend begann meine persönliche Reise schon Jahre zuvor. Immer wieder stellte ich meine berufliche Situation in Frage. Der Gedanke an eine Kündigung lag längst nicht mehr still im Keller.
Es war stürmisch – beruflich und privat. Erlebnisse, Dramen, Wiederholungen, die ich bis dahin einfach hinnahm. Doch dann begann ich, tiefer in mein inneres Klima einzusteigen, mit Fragen wie:
- Warum mache ich das noch alles so wie bisher?
- Wenn ich so weitermache, wo komme ich an?
- Ist das wirklich das Leben, das ich will?
- Wer bin ich?
- Was will ich?
Viele Antworten waren voller „Nein“ – und voller Zweifel. Sie stellten das Außen in Frage und führten mich gleichzeitig zu der Frage: Wie ändern?
So wie wir im Außen eine Klimakrise erleben, entstehen auch in uns selbst Krisen. Sie sind manchmal komplex. Doch sobald wir beginnen, den Status quo zu hinterfragen, öffnen wir einen Prozess, der nicht mehr aufzuhalten ist.
Wie Selbstreflexion zu mehr innerer Klarheit führt
Selbstreflexion ist eine Fähigkeit, die wir schon in der Schule lernen sollten. Nicht, um Leistungen zu messen oder Erwartungen anderer zu erfüllen – sondern, um zu erkennen, wer wir selbst sind und was wir wirklich wollen.
Reflexion kann viele Formen haben:
- Sich Fragen stellen (du findest hier in meinem Blog viele Beispiele),
- Beobachten, ohne sofort Antworten zu erzwingen,
- Körper und Gefühle bewusst wahrnehmen: Atmen, Pausen machen, Genuss, Bewegung.
Eine kleine Übung: Atme bewusst tief ein und lange aus. Frag dich: „Wie geht es mir gerade?“ Und beim Ausatmen stell dir vor, wie du Belastendes gehen lässt.
Selbstreflexion heißt: sich selbst befragen, wahrnehmen, beruhigen und Impulse setzen. Sie bedeutet, dich regelmäßig für dich selbst zurückzuziehen. Dich zur Priorität zu machen. Dich deiner Überforderung zu stellen – rational, emotional und körperlich.
Kurzum: Dich und dein inneres wahrnehmen und das aussen mal sein lassen.
Gib Dir Zeit zu verarbeiten was dich beschäftigt, erkenne die Stoppschilder die dir gesetzt werden aber wo du dich selbst mal fragen darfst ob das überhaupt welche sind die du dir auch selbst setzt?
Mein Weg – und was ich heute weitergebe
Ich war lange im Außen, verstrickt in Geschichten, die nichts mit mir zu tun hatten. Ich suchte Lösungen überall – nur nicht in mir. Dabei hatte ich vergessen, dass ich mir selbst Antworten geben kann und Lösungen finden.
Ich erinner mich an die kleine Nicole, die ihrer Oma noch voller Stolz von großen Träumen erzählte, war irgendwann im Alltagsrauschen verschwunden. Ich wurde zu einem Echo von anderen.
Die Veränderung begann mit kleinen Schritten: im Denken, Fühlen, Wahrnehmen. Auch im Konsum. Früher war Shoppen für mich wichtig – heute gehe ich lieber wandern. Erfüllung finde ich in Ideen, im Verarbeiten von Eindrücken, im Gestalten wie dem schreiben eines Blogs, mich ständig weiterzubilden.
Es ist ein Prozess, sein inneres Klima zu erforschen und zu verändern. Aber es lohnt sich. Denn du bist diesem Klima nicht ausgeliefert – du kannst es jeden Tag mitgestalten.
Hier findest du meinen ausführlichen Blogbeitrag zum Thema Inneres Klima – er kann dir helfen, diesen Weg für dich selbst zu beginnen.
Vom grauen Funktionsmodus zum bewussten Leben
Diese Reise kann jede:r antreten. Sie beginnt immer mit dir selbst – und mit dem Blick nach innen. Funktionieren und Reagieren sind wichtig. Doch wenn du dich fragst „Warum mache ich das so?“ – und den Mut hast, Schuldzuweisungen (nach außen wie nach innen) loszulassen – dann setzt du etwas in Gang. Immer.
Es geht nicht darum, dir die Schuld zu geben. Sondern darum, ehrlich hinzuschauen:
- Was denke ich?
- Was fühle ich?
- Was verarbeite ich gerade?
Du denkst, fühlst und verdaust. Dieses Zusammenspiel kann dir Klarheit bringen. Oder dich weiter in Stürmen gefangen halten.
Ich glaube: Dieses Zeitalter ist eine große Chance. Eine Chance, zu erkennen, was für dich wirklich wichtig ist – und gleichzeitig eine Gesellschaft „Next Level“ mitzugestalten.
Ich wünsche mir, dass wir erkennen, wer wir sind. Dass wir alte Muster und Überzeugungen nicht als Hindernis sehen, sondern als Nährboden für Neues.
Liebe Grüße
Nicole
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