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Der Kampf der Glaubenssätze in Dir

Vielleicht kennst du Begriffe wie Glaubensüberzeugung, Glaubenssatz oder Grundannahme? Das sind wie kleine Programme in uns, nach denen wir – bewusst oder unbewusst – handeln. Oft werden sie als positiv oder negativ eingestuft.

Viele kennen beispielsweise Sätze wie „Ich bin nicht gut genug“, „Ich kann es niemandem recht machen“ oder „Ich werde nicht verstanden“. Manche Glaubenssätze sind uns bewusst, andere wirken unbewusst, doch sie beeinflussen unser Handeln – ob im positiven oder negativen Sinn. Sie können uns antreiben, an etwas festzuhalten, oder dazu führen, dass wir uns zurückziehen. Manchmal wirken sie wie Selbstsabotage: Sie lassen uns bis zu einem bestimmten Punkt vorankommen, nur um uns dann wieder zurückzuwerfen.

Glaubenssätze können wie ein Zertifikat sein, das wir uns selbst ausgestellt haben, um uns Arbeit zu ersparen, die vielleicht unangenehm oder herausfordernd ist. Zum Beispiel mit dem Satz: „Ich kann das nicht.“ Was wenn wir aber damit arbeiten vielleicht eher zu einem „Ich kann das noch nicht.“ wird und uns trotzdem weitermachen lässt?

Wenn wir Glaubenssätze als hinderlich erkennen, wollen wir sie oft so schnell wie möglich loswerden. Wir versuchen, sie mit neuen, positiven Sätzen oder Affirmationen zu überdeckeln. Doch unter der Oberfläche wirken sie weiter, weil sie uns unbewusst einen Nutzen bringen – sei es, dass sie uns antreiben oder uns auf gewohntem Terrain halten.

Beispiel: Du möchtest eine Beziehung und bemühst dich: Du bist auf Plattformen aktiv, schreibst mit Menschen, datest vielleicht. Oberflächlich betrachtet willst du wirklich einen Partner finden. Doch tief in dir wirkt möglicherweise ein Glaubenssatz wie: „Ich habe es nicht verdient, weil …“ Was passiert? Du sabotierst dich selbst: Du bist ungeduldig, gibst zu schnell auf oder suchst bei anderen nach Fehlern, damit sie deine nicht entdecken. Die Gründe sind vielfältig, doch das Ergebnis ist oft dasselbe: Es klappt nicht.

Das frustriert dich und bestätigt deinen Glaubenssatz – ob du willst oder nicht. Paradoxerweise fühlt sich ein Teil von dir sogar gut dabei, denn die Bestätigung gibt Sicherheit: „Siehste, ich wusste es doch.“

Vielleicht hast du auch selbst erlebt, wie mächtig Glaubenssätze sein können – sie prägen uns oft ein Leben lang. Ein Beispiel aus meinem Leben ist meine Omi. Sie hat ihr Leben lang für andere gegeben, sich aufgeopfert und ist immer für alle da gewesen. Doch auf ihrem Sterbebett sagte sie: „Ich bin ein schlechter Mensch.“

Wir, die um ihr Bett standen, konnten das nicht begreifen. Wie konnte ein Mensch, der so viel gegeben hat, von sich selbst so schlecht denken? Doch es zeigt, wie stark Glaubenssätze wirken können – oft unabhängig von der Realität.

Wir sind süchtig nach dem, was wir glauben

Egal ob unsere Glaubenssätze uns helfen oder behindern – sie geben uns Kraft und Bestätigung. Schreib dir diesen Satz ruhig mal auf: „Ich bin süchtig nach dem, was ich glaube.“

Und wenn wir dann auf einen negativen Glaubenssatz bewusst stoßen, wollen wir ihn oft wie eine fehlerhafte Datei auf dem Computer löschen. Doch wenn wir ihn nur in den Papierkorb legen, bleibt er weiterhin aktiv. Das bewusste Arbeiten an Glaubenssätzen kann sogar das Gegenteil bewirken, weil es zu einem inneren Kampf wird – und diesen Kampf können wir nicht gewinnen. Stimmst du mir zu?

An Glaubenssätzen zu arbeiten, ist wie die Blätter eines Baums zu bemalen. Der eigentliche Ursprung liegt viel tiefer – in den Wurzeln, die sich kilometerweit ausbreiten können. Doch es gibt ein Schlupfloch, um diesen inneren Kampf vielleicht endgültig zu beenden.

Das Schlupfloch

Angenommen, du hast positive Grundüberzeugungen wie: „Ich bin gut genug“, „Ich habe alles in mir“, „Ich bin einzigartig.“ Diese Überzeugungen sind wahr, oder? Doch dann gibt es die negativen Glaubenssätze, die sich durch Erfahrungen und Muster gebildet haben, z. B.: „Ich bin nicht gut genug“, „Alles ist ein Kampf“, „Ich bin unwichtig.“

Vielleicht erkennst du an dieser Stelle bereits den Konflikt: Tief in dir weißt du, dass du gut genug bist. Gleichzeitig hast du jedoch gelernt, dich als „nicht gut genug“ zu fühlen. Diese beiden Überzeugungen prallen aufeinander – oft still und unsichtbar. Sichtbar wird der Kampf, wenn du Bestätigung für den negativen Satz bekommst.

Wie kannst du diesen Konflikt auflösen? Wie kannst du den inneren Kampf beenden und entspannter mit dir selbst umgehen?

Ein anderer Blick auf negative Glaubenssätze

Negative Glaubenssätze schützen oft Anteile in uns, die wir nicht sehen wollen – unsere sogenannten Schatten. Vielleicht bist du mit diesem Konzept vertraut.

Beispiel: „Ich bin nicht gut genug“ schützt den Teil in dir, der sich ungesehen fühlt. Aber was wäre, wenn du genau diesen Teil ans Licht holen würdest? Was wäre, wenn du dich bewusst mit dem Gefühl beschäftigst, nicht gesehen zu werden?

Ein weiteres Beispiel: Niemand möchte als „dumm“ wahrgenommen werden. Deshalb verstecken wir dieses Gefühl vor uns und anderen. Doch was passiert, wenn wir akzeptieren, dass auch der „dumme“ Anteil zu uns gehört?

Vier Schritte, um mit Glaubenssätzen zu arbeiten

  1. Notiere deine positiven Grundglaubenssätze.
  2. Notiere deine negativen Glaubenssätze.
  3. Frage dich, welche Schattenanteile sich hinter den negativen Glaubenssätzen verbergen. Was schiebst du in den Keller, in den Schatten?
  4. Überlege, wie du mit diesen Schatten Frieden schließen kannst. Wie kannst du sie akzeptieren und hervorholen, wenn du das Gegenteil zu 100 % verkörpern möchtest?

Glaubenssätze sind Wichtig

Glaubenssätze sind weder gut noch schlecht. Sie treiben uns an, schützen uns, können uns aber auch blockieren. Sie sind mächtige Werkzeuge, die uns – bewusst oder unbewusst – prägen. Indem wir uns mit ihnen auseinandersetzen und Frieden mit unseren Schatten schließen, können wir den inneren Kampf loslassen und neue Wege gehen.

Falls dir dieses Thema noch zu komplex erscheint, melde dich gerne bei mir – wir können bei einem virtuellen Kaffee darüber sprechen.

Liebe Grüße,
Nicole

PS: Lust auf eine kleine Meditation? Schau gerne auf meinem Youtube-Kanal vorbei.

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