Deine Angst ist zum Teilen da
Auch zum anhören:
Kennst du diese Träume, die so realistisch erscheinen, dass du nach dem Aufwachen noch glaubst, sie seien echt? Genau so einen Traum hatte ich neulich. Den ganzen Tag hing er mir nach. Es ging um Angst – die Angst, wieder verletzt zu werden, wieder Schmerz zu spüren, der fast unerträglich ist. In meinem Traum wollte ich mich auf einen Menschen einlassen, aber gleichzeitig hatte ich die Angst, erneut enttäuscht zu werden. Kennst du dieses Gefühl? Vielleicht bist du auch Single und diese Gedanken plagen dich – bewusst oder vielleicht schon ins Unterbewusstsein verdrängt.
In meinem Traum stand ich am Strand, tief in Gedanken versunken. Ich überlegte, ob ich mich auf den Mann einlassen sollte oder nicht. In diesem Moment sagte er zu mir: „Du darfst Angst haben, aber du darfst sie auch mit mir teilen.“
Dieser Satz hat sich in meinen Gedanken festgesetzt. Ich habe mich gefragt: Teilen wir unsere Ängste eigentlich zu selten? Egal, um welche Angst es geht – oft halten wir sie zurück, tragen sie allein und machen sie mit uns selbst aus. Dabei hält uns genau das auch oft mehr zurück als wir uns eingestehen wollen.
Angst hat Platz im Leben verdient
Wir neigen dazu, vieles mit uns selbst auszumachen. Aber warum eigentlich? Wir alle wurden schon verletzt und tragen alten Schmerz in uns, den wir mit unserer Angst zu schützen versuchen – ein völlig verständlicher Mechanismus. Manche Wunden sitzen so tief, dass wir sie nicht mehr bewusst wahrnehmen, bis uns die Angst, die mit ihnen verknüpft ist, uns wieder daran erinnert. Ob wir das wollen oder nicht.
Angst ist eine evolutionäre Funktion, die uns schützen soll. Doch oft aktiviert sie sich, weil alte Erfahrungen uns warnen: „Pass auf, das kennst du schon.“ Ein Beispiel aus meinem Leben: Als ich meinen Führerschein frisch hatte, baute ich einen kleinen Auffahrunfall. Neben der Scham, dass mir das passiert war, entwickelte ich eine Angst vor dem Autofahren. Wochenlang traute ich mich kaum, ins Auto zu steigen. Aber ich wusste: Wenn ich mich der Angst nicht stelle, verliere ich etwas, das mir wichtig ist. Also setzte ich mich ins Auto – mit der Angst auf dem Beifahrersitz – und fuhr los. Fehler gehören doch schließlich dazu, oder? Mit der Angst als Beifahrer ist man aber vorsichtiger und achtsamer aber man muss sich nicht zurückziehen.

Ich sehe alte „Wunden“ wie einen Nährboden. Die Natur zeigt uns das auf beeindruckende Weise: Nach einem Waldbrand oder einer Überschwemmung wirkt die Zerstörung zunächst überwältigend. Aber nach und nach wächst wieder etwas Neues – kleine grüne Spitzen brechen durch das oberflächliche Chaos. Es ist ein langsamer Prozess, doch das Ergebnis ist etwas Kraftvolles und Lebendiges, etwas ganz neues.
Genauso können wir Menschen auch heilen. Es fängt klein an – mit einem Gedanken, einer Entscheidung. Man muss nicht sofort große Schritte gehen. Vielleicht ist der erste Schritt einfach nur, über die Angst nachzudenken, sie zu benennen oder sich mit ihr anzufreunden. Es ist in Ordnung, die Angst spüren zu lassen, dass wir bereit sind, uns ihr zu nähern. Und auch darüber zu sprechen, sie zu teilen und damit andere Menschen nicht zu verscheuchen sondern eine Verbindung zu schaffen.
Teile deine Angst
Oft teilen wir unsere Ängste nicht, weil wir… naja, Angst haben. Angst davor, nicht verstanden zu werden, abgelehnt zu werden oder gar ausgelacht zu werden. Und so halten wir unsere Angst zurück, verstecken sie. Doch je länger wir das tun, desto mehr verwandelt sie sich in andere Gefühle wie Wut, Traurigkeit, Aggression, Neid oder andere.
Ich glaube, dass Angst uns mehr verbinden kann, als wir denken. Jeder hat sie – in unterschiedlichen Ausprägungen. Und wenn wir lernen, sie zu teilen, können wir Brücken bauen. Indem wir der Angst Raum geben, öffnen wir uns und können so Möglichkeiten erschaffen anstatt neue Verletzungen zu kreeiren oder alte Wunden wieder aufzureißen.
„Habe Angst! Aber teile sie lieber, bevor du andere damit verletzt.“ Schöpferherz
Dieser Satz bringt es für mich auf den Punkt. Du kennst bestimmt den Spruch: „Verletzte Menschen verletzen Menschen.“ Genau das meine ich. Wenn wir unsere Angst nicht anerkennen, suchen wir oft unbewusst nach Wegen, sie auszudrücken. Das Ergebnis kann Wut, Aggression oder gar Rückzug sein – alles Schutzmechanismen, die uns gleichzeitig von anderen entfremden und entfernen können.
Übung: Vielleicht möchtest du damit beginnen deine Angst zunächst mit dir selbst zu teilen? Wenn du es merkst, dann sage zu dir innerlich oder auch laut: „Ich habe Angst und teile es mir jetzt bewusst mit.“

Hoffnung für die Angst
Angst wird immer ein Teil unseres Lebens sein. Sie ist da, um uns zu schützen, um uns zu warnen. Doch sie sollte nicht wie ein Gummiband wirken, das uns immer wieder zurückzieht. Stattdessen sollten wir lernen, ihr die Hand zu reichen. Statt zu versuchen, sie zu ignorieren oder wegzuschieben, könnten wir sagen: „Komm mit, Angst. Wir gehen zusammen langsamer, aber wir gehen vorwärts.“
Sätze wie „Hab keine Angst“ oder „Du brauchst keine Angst zu haben“ haben gute Absichten, aber sie verleugnen, was da ist. Angst kann nicht einfach weggeschoben werden. Sie kann nur angenommen und verarbeitet werden – und oft hilft es, sie mit anderen zu teilen. Es verändert die Dynamik, wenn wir aufhören, Angst zu bekämpfen, und stattdessen beginnen, mit ihr zu arbeiten.
„Teile deine Angst mit anderen, und sie wird sich verändern.“ Schöpferherz
Gemeinsam mit der Angst wachsen
Angst gehört zu uns, sie ist ein Teil unseres Lebens. Wenn wir sie teilen, geben wir ihr einen Platz und schaffen Raum für Heilung und Wachstum. Sie wird immer ein Begleiter bleiben, aber wir können entscheiden, ob wir sie bekämpfen oder mit ihr zusammenarbeiten wollen.
Das Teilen von Angst erfordert Mut – aber es ist der erste Schritt, um uns zu befreien. Und wer weiß? Vielleicht wächst aus dieser Angst etwas Wunderschönes, wie ein kleiner grüner Spross, der durch die Erde bricht und zeigt, dass nach der Dunkelheit immer wieder Licht kommt.
Wir zeigen uns immer mehr unverwundbar, aber das sind wir nicht! Anstatt alles abzudecken, verstecken zu wollen sollten wir zeigen was uns wirklich bewegt, was uns zurückhält und was in uns noch heilen darf und auch muss. Nur so können wir unsere Entwicklung in eine andere Richtung lenken, zu einem miteinander statt einem ständigen Kampf mit uns selbst und auch mit anderen.
Herzliche Grüsse,
Nicole
PS: Wenn du Lust hast auf regelmässige kleine Impulse oder Meditationen dann folge mir gerne auf Youtube!
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