Dein emotionaler Keller: Wenn er zu vollgestellt ist
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Ich nutze gerne die Metapher eines Kellers, weil sich jeder etwas darunter vorstellen kann. Wir alle kennen das: Man packt schnell alles in den Keller – nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“. Aber spätestens, wenn wir etwas Neues hineinlegen wollen und der Keller schon so voll ist, dass wir die Tür nur mit Mühe zu bekommen, wissen wir, dass es Zeit ist, aufzuräumen.
Ganz ähnlich verhält es sich mit unserem emotionalen oder inneren Keller. Ich stelle mir vor, dass dort all die Dinge lagern, die wir nicht sehen wollen bewusst oder unbewusst. Lieber machen wir alles dicht, um keinen Zugang mehr zu haben – für uns selbst, aber auch für andere. Doch es gibt diese Momente, in denen uns klar wird: Wir können nicht mehr alles ignorieren. Es wird Zeit, den Schlüssel zu holen den Weg auf uns zu nehmen und uns wagen Dinge wieder mal anzuschauen oder sogar in die Hand zu nehmen. Denn auch wenn wir den Keller nicht jeder Tag sehen, wissen wir er ist da.
Unterstützung annehmen
Wenn du dich dazu entscheidest, deinen emotionalen Keller zu betreten, scheue dich nicht, dir Unterstützung zu suchen – in welcher Form und Kontext auch immer. Es kann helfen, jemanden an deiner Seite zu haben, der dich begleitet, wenn du dich diesem Prozess stellst. Andere Blickwinkel können dabei helfen unsere „Blinden Flecken“ besser einsehen zu können, weil andere vielleicht die Taschenlampe an Stellen richtet die wir übersehen.
Eine Unterstützung kann auch sein, spielerisch an die Sache ranzugehen und sich seinen Keller mutig zu stellen, einfach mal zu schauen und eine Art Bestandsaufnahme zu machen ohne gleich in Aktion zu treten. Du bist dabei deine eigene Unterstützung und dein Vertrauensverhältnis zu dir selbst wird dadurch gestärkt.
Eine Übung zur Visualisierung
Schließe einmal die Augen und stelle dir vor, du gehst in deinen emotionalen Keller.
- Wie sieht der Zugang aus?
- Was für ein Schloss und welchen Schlüssel brauchst du, um die Tür zu öffnen?
- Wenn die Tür aufgeht: Was siehst du?
Nimm dir Zeit, alles wahrzunehmen. Ist es unordentlich, vollgestellt, dunkel oder vielleicht halbwegs aufgeräumt? Siehst du Kisten, Kleidung oder etwas anderes? Schreibe auf, was du wahrgenommen hast.
Egal wie voll, chaotisch oder dunkel der Keller ist – er ist dein Keller, und es ist völlig in Ordnung, dass er genau so aussieht, wie es gerade nun mal ist.

Den Zugang schaffen
Wir alle haben Momente, in denen wir den Zugang zu unserem Keller versperren. Wir wollen nicht sehen, was dort lagert. Aber all diese Dinge – seien es Schuldgefühle, Wut, destruktive Gedanken, Muster oder unangenehme Erfahrungen – bleiben dennoch bei uns.
Oft kostet es unbewusst viel Energie, diese Themen zu verdrängen.
Aber sie sind nicht weg, nur weil wir immer wieder den Zugang versperren. Wenn sie immer wieder an die Oberfläche drängen oder sich im Außen widerspiegeln, ist das ein Zeichen, genauer hinzuschauen. Vielleicht kennst du das: Ein Gedanke oder ein Gefühl kommt immer wieder hoch, und je mehr du es ignorierst, desto präsenter wird es?
Du darfst dich dann damit beschäftigen, sonst kommt es immer wieder und dann auch gerne mal in einer stärkeren Form und wird dir immer wieder irgendwie vor Augen geführt.
Beispiele aus dem Alltag
Ich habe das selbst erlebt. Jahrelang wusste ich, dass ich meinen damaligen Job hinter mir lassen musste. Doch ich habe diesen Gedanken und Gefühle wie Frust immer wieder weggedrückt, es wurde aber immer lauter. Es gab immer mehr Hinweise von außen, die mir gezeigt haben, dass ich dort nicht mehr hingehöre und es Zeit wird mir eine neue Anstellung zu suchen die mich erfüllt.
Vielleicht erkennst du auch Dinge bei dir, die immer lauter werden? Und du vielleicht nicht mehr drumherum kommst da mal genauer zu schauen? Vielleicht ist es auch Zeit das Fingerpointing nach außen zu beenden und die drei Finger, welche auf dich zeigen ernster zu nehmen?
Kleiner Appel an der Stelle: Das was in Dir arbeitet hat ja einen Grund! Und selbst wenn du Angst davor hast, was da so zum Vorschein kommt oder auch kommen könnte, es gehört ja trotzdem zu Dir. Und wenn du nicht ehrlich auf dich schaust dann tun das andere auch nicht.
Wiederholungen erkennen
Welche Muster wiederholen sich in deinem Leben? Gibt es Gedanken oder Situationen, die immer wiederkehren? Oft liegt darin ein Hinweis, dass etwas verändert werden will.
Eine schöne Frage, die ich kürzlich in einem Film gehört habe, lautet: „Verändert sich dein Leben ins Positive durch das, was du tust?“ Wenn du diese Frage mit „Ja“ beantworten kannst: Großartig! Wenn deine Antwort eher ein zögerliches „Vielleicht“ ist, dann hast du Potenzial zur Verbesserung. Und wenn die Antwort ein klares „Nein“ ist, dann ist es Zeit, die Ärmel hochzukrempeln. Sei ehrlich zu dir selbst – das ist schon der erste wichtige Schritt, den viele schon garnicht gehen wollen.
So wie wir durch Wiederholungen Muster prägen, Gedanken verstärken, ein Experte in etwas werden können, können wir durch neue Wiederholungen unser erlerntes erweitern, Veränderung und neue Wege schaffen.
In uns Menschen ist angelegt Dinge wiederholen zu können, wir dürfen aber auch entscheiden in welche Richtung es gehen darf und ob es eher förderlich oder eher nicht ist.

„Wiederholungen in Mustern, können unseren Blick schärfen oder vernebeln. Du entscheidest! “ Schöpferherz
Ehrlichkeit und Unbewusstes
Alles, was wir in unserem Keller lagern, beeinflusst unser Leben. Vielleicht sabotierst du dich selbst, ohne es zu merken. Vielleicht trägst du alte Glaubenssätze mit dir herum, die dich daran hindern, das zu erreichen, was du wirklich willst.
Ein Beispiel: Wenn du innerlich davon überzeugt bist, dass du keine gesunde Beziehung führen kannst, dann wirst du genau das erleben. Diese Überzeugung spiegelt sich in deinem Verhalten und letztlich in deinen Erfahrungen wider. Es ist wichtig, diese Muster zu erkennen und zu hinterfragen.
Dein Tun und dein Bewusst machen von unbewussten beginnt auch mit einem ehrlichen und klaren Nein zu etwas. Es ist besser als ein vorgetäuschtes Ja, was viel mehr anrichten kann.
Wir neigen oft dazu, „Ja“ zu sagen, obwohl ein ehrliches „Nein“ uns besser tun würde. Ein unehrliches „Ja“ richtet sich jedoch immer gegen uns selbst. Glaub mir: Du kannst nicht vor dir selbst flüchten, ohne über dich selbst zu stolpern. Und je länger du die Augen davor verschließt, desto schmerzhafter werden die Stürze.
Zeit, Aufzuräumen und hinzuschauen
Es mag unangenehm sein, in den Keller hinabzusteigen und all das Chaos zu betrachten. Aber es lohnt sich. Jede Kiste, die du öffnest und sortierst, bringt dich ein Stück weiter. Fang an, dir klarzumachen, welche Dinge du wirklich brauchst und welche du loslassen kannst.
Und wenn du dir unsicher bist, denke an diese Frage: „Verändert sich mein Leben ins Positive durch das, was ich tue?“
Ein ehrliches Ja, Vielleicht oder Nein – egal, welche Antwort du findest – bringt dich auf den Weg zu mehr Klarheit und innerer Freiheit.
Ich muss gerade an eine Bekannte denken, die nach über zehn Jahren Beziehung diese beendet hatte. Ihr Ex-Freund hatte noch diverse Sachen von ihr in seiner Wohnung, in der sie lange zusammengelebt hatten. Er schickte ihr dann einige Kisten mit ihren Sachen. Ich erinnere mich, wie sie mir ein Bild schickte: Sie stand vor einem Berg von Kartons – ihrer gemeinsamen Vergangenheit, verpackt in Kisten. Zuerst sagte ich: „Hey, cool, wir machen eine Auspackparty!“ Aber schnell merkte ich, dass mehr dahintersteckte als nur das Auspacken. Also schlug ich ihr vor: „Hol dir ein Glas Wein, nimm dir eine Kiste nach der anderen, schau dir die Dinge an, die darin sind. Lache, weine, sei wütend – lass alles zu, was hochkommt. Und dann entscheide bewusst, ob du es behalten willst oder nicht.“ Bis zum nächsten Morgen hörte ich nichts von ihr, dann kam eine Nachricht: „Ich bin zwar noch etwas verkatert, aber ich bin dir so dankbar für den Tipp.“ Sie erzählte mir, dass sie die ganze Nacht mit den Wellen ihrer Emotionen gearbeitet hatte. Es war ein Prozess, die aussortierten Dinge dann auch wirklich loszulassen – in ihrem Fall durch Spenden. Und das zu behalten was noch in ihr Leben gehörte.
Sich Dinge genauer anzuschauen und zu spüren, was sie mit uns machen, ist eine wundervolle Möglichkeit, verschlossene Türen einen Spalt zu öffnen, Licht in längst vergessene Ecken zu bringen und Altes loszulassen.
Vielleicht hast du den Kellerschlüssel schon in der Hand und bist bereit, mutig einen Blick hineinzuwerfen?
Ich freue mich, wenn dir dieser Beitrag gefallen hat und du mir eine Nachricht hinterlässt.
Liebe Grüsse,
Nicole
PS: Lust auf eine unterstützende Meditation? Auf meinem Youtube-Kanal habe ich eine passende hinterlegt.
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