Alte Wunden, neue Chancen: Wie wir uns von emotionalem Ballast befreien können

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Neulich hatte ich ein Gespräch mit einem Bekannten, der über eine alte Beziehung sprach. Seine Ex hatte ihn mehrmals betrogen und schrieb ihm nun, ein Jahr später nach der Trennung, mit dem Wunsch, sich mit ihm auszusprechen. Er war aufgebracht und wütend über ihre Kontaktaufnahme. Gleichzeitig hatte er beschlossen, sich nie wieder auf eine neue Beziehung einzulassen. Eine traurige Entscheidung, um sich selbst zu schützen und niemanden mehr eine Chance zu geben. Das schlimme ist, sich auch selbst damit die Chance zu nehmen in einer Partnerschaft glücklich zu werden.

Ich stellte ihm daraufhin eine Frage: „Wenn du dich entscheidest, sie zu treffen, frage dich vielleicht auf einer tieferen Ebene: Willst du alte Wunden aufreißen oder sie endlich heilen lassen?“
Diese Frage fand er sehr spannend. Letztlich schrieb er ihr zurück, dass er keinen Kontakt mehr wünsche und kein Gespräch stattfinden würde. Er war dann auch offen für die Haltung, die alte Wunde die die Dame verursacht hat erstmal heilen lassen zu können.

Etwas Ähnliches ist mir auch passiert: Ein Mann, mit dem vor einigen Jahren etwas hatte, meldete sich plötzlich, um sich für sein damaliges Verhalten zu entschuldigen. Ich verneinte sehr klar den Wunsch nach einer Aussprache in echt. Es war ein ganz klares Gefühl in mir, endlich abzuschließen und die Wunde heilen zu lassen. Aber auch die Entscheidung bewusst mit dem Schmerz umzugehen der da noch stark am werkeln war.

„Alte Wunden und alter Schmerz haben kein Verfallsdatum, wenn wir es uns nicht anschauen.“ Schöpferherz

Ein weiteres Beispiel und das zeigt, wie diese alten Geschichten auch durch andere aufgeweckt werden können liefert die Geschichte einer Bekannten, welche mir kürzlich von einem Mann erzählte, den sie vor einem Jahr kennengelernt hatte. Es wurde nichts Ernstes daraus, er zeigte ein unstetes Verhalten, und das Ganze erinnerte sie an ihre langjährige Affäre, die in ihr viel Schmerz hinterlassen hatte. Diese Verbindung tat ihr nicht gut und hinterließ Wunden, die noch nicht ganz verheilt waren. Und dieser aktuelle Mann hatte da wieder etwas aufgerissen was sie fast schon vergessen hatte.

Alte Wunden und ihre Stadien

Diese Geschichten zeigen, dass wir alle Wunden in uns tragen. Manche sind noch offen, andere bereits verheilt, und wieder andere wirken verschlossen, doch in Wahrheit haben wir sie nur verborgen, um sie nicht zeigen zu müssen.

Eines haben diese Wunden gemeinsam: Wir entscheiden, ob wir sie sichtbar machen oder nicht. Doch selbst wenn wir sie vor uns selbst verstecken, heißt das nicht, dass sie nicht da sind. Sie zeigen sich oft dann, wenn uns bestimmte Menschen oder Situationen an sie erinnern. Und das kann wirklich unangenehm sein, die meisten kennen das zu gut oder?

Eine Metapher für das Heilung: Der See

Ich erklärte meinem Bekannten unsere emotionale Welt mit einer Metapher: Sie gleicht einem See. Negative Erfahrungen sind wie Blätter, die auf die Wasseroberfläche fallen. Mit der Zeit sinken sie zum Grund und werden dort zersetzt, sie werden Teil des Seebodens und dienen als Nahrung für Neues.

See als Metapher für Heilung alter Wunden

Doch manchmal, wenn eine Wunde noch nicht vollständig verarbeitet ist, wird das Blatt und anderes wieder aufgewirbelt. Das Wasser wird trüb, und der Blick ist gestört. Genau das passiert, wenn alte Verletzungen hochkommen bzw. wieder aufgewirbelt werden. Oft fühlen wir uns machtlos weil wir in solchen Situationen nichts sehen unsere Klarheit verloren haben.

Vergebung und Heilungsschmerz

Mit diesem Beitrag möchte ich auch dazu ermutigen, sich nicht für die eigenen Wunden zu schämen – nicht vor anderen und vor allem nicht vor sich selbst. Oft ist der erste Schritt zur Heilung, dass wir uns mit diesen Verletzungen auseinandersetzen, sie anerkennen und darüber sprechen.

Dieser Prozess kann schmerzhaft sein, ich nenne das „Heilungsschmerz“. Es fühlt sich an, als würde die Wunde noch einmal aufreißen, doch das ist der notwendige Schritt, um sie endgültig schließen zu lassen.

Es gibt einen bekannten Satz: „Verletzte Menschen verletzen Menschen.“ Oft ist uns nicht bewusst, dass wir andere verletzen, wenn sie unseren wunden Punkten zu nahekommen. Manche ziehen sich zurück, um sich zu schützen, was sie daran hindert, echte Nähe zuzulassen.

Wenn zwei Verwundete aufeinandertreffen

Im Fall meiner Freundin führte das sogar zu einer Art Ping-Pong-Spiel. Der Mann, den sie kennengelernt hatte, fühlte sich von ihrem Rückzug verletzt. Er traf jemand anderen, teilte ihr das mit, was an sich eine ehrliche Geste ist, aber blockierte sie dann. Später suchte er wieder Kontakt, um irgendwie nochmal sich zu entschuldigen aber dann den Kontakt wieder abzubrechen indem er sie erneut blockierte. Irgendwie verwirrend oder?

So begegneten sich zwei Menschen mit offenen Wunden, und statt Heilung entstand mehr Schmerz. Natürlich ist es recht oberflächlich und kompakt beschrieben aber ich denke die Essenz wird erkannt. Denn schlussentlich hatte ich ihr auch die Frage zu ihm gestellt, was für ein Mensch tut sowas? Sich zu melden um anschliessend zu blockieren? Sich irgendwie Bestätigung einzuholen und dann wieder zurückzuziehen? Die Frage kannst du dir ggf. selbst beantworten 🙂

Wohin mit der Wut?

In solchen Momenten ist es entscheidend, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen. Meine Freundin sagte, sie habe ihre Wut herauslassen müssen – doch sie tat es, indem sie ihm erneut antwortete, obwohl er sie vorher blockiert hatte. Sie lies sich auf eine aus meiner Sicht, sinnfreie Diskussion ein.

Mein persönlicher Rat an dieser Stelle: Lenke diese Energie um. Schreibe, tanze, male oder finde andere Wege, um diese Emotionen auszudrücken, ohne dich in destruktive Muster zu verstricken bzw. dich auf etwas einlässt was sich ins negative hochschaukelt. Und ja mit Sicherheit in dem Moment nicht so einfach, aber manchmal ist es besser seinen Fokus von etwas zu lenken was uns nicht weiterbringt und in diesem Falle war das auch so.

Fokus und Perspektivenwechsel

Der Weg zur inneren Heilung

Wir alle tragen Wunden in uns, doch die Hoffnung auf Heilung und erfüllte Beziehungen bleibt. Der Schlüssel liegt darin, uns unseren Verletzungen zu stellen, sie zu erkennen und anzunehmen. Nur so können wir sie heilen und verhindern, dass sie unsere Zukunft beeinflussen.

Teile gerne deine Erkenntnisse mit mir, wenn Dir dieser Beitrag gefallen hat.

Liebe Grüsse,
Nicole

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